So hart geht’s beim Roller Derby wirklich zu

Es wird geschubst, geblockt und gedrängelt. Was nach totalem Chaos auf der Rollbahn aussieht, ist eigentlich ein regelkonformer Wettkampfsport für taffe Frauen. Die Rede ist von Roller Derby.

beitragsbild_roller_derbyWer hätte das gedacht? Ein Sport, in dem immer auf Vollkontakt gespielt wird, es auch mal richtig hart zur Sache gehen kann und die Vereine Namen wie „Jaw Crusher“ (zu Deutsch Kieferbrecher) tragen, wird von Frauen dominiert. Beim Roller Derby treten zwei Mannschaften auf einer ovalen Bahn, die Track genannt wird, gegeneinander an. Dass es bei dem Sport weder Ball noch Schläger gibt, ist eines der größten Missverständnisse, mit denen die Sportlerinnen zu kämpfen haben. Von den 14 Mitgliedern eines Teams sind fünf Spielerinnen aktiv auf dem Track. Jede Mannschaft hat eine Punktemacherin, diese muss innerhalb von zwei Minuten die gegnerische Jammerin – so wird im englischen die Punktemacherin genannt – so oft wie möglich überrunden. Die anderen vier Spielerinnen eines Teams, auch Blockerinnen genannt, versuchen die Gegner aufzuhalten. Ist die zweiminütige Spielphase – auch Jam genannt – abgelaufen, können die Spielerinnen ausgewechselt werden. Ein ganzes Spiel dauert 60 Minuten und ist in zwei Halbzeiten je 30 Minuten unterteilt.

Seine Premiere feierte das erste Roller-Derby-Rennen während der 1930er Jahren in den USA. „Um die 2000er wurde das Roller Derby in den USA wiederbelebt, nachdem es in den 70ern zuletzt als TV-Hit als eine Art Wrestling auf Rollschuhen verkauft wurde“, erklärt Katharina Gregor von den Ruhrpott Roller Girls. Seit 2006 begeistert der Sport auch Frauen in Deutschland, die nach Feierabend ihre Aktentasche und Arbeitskleidung gegen Knieschützer und Rollschuhe austauschen.

Starke Frauen, Selbstverwirklichung und ein bisschen Punk

Was auf den ersten Blick nur brutal aussieht, entpuppt sich bei genauerem Betrachten als taktischer und anspruchsvoller Sport, „der den Spielerinnen Kondition, Kraft und Teamgeist abverlangt“. Zusammenhalt wird beim Roller Derby ohnehin großgeschrieben, verrät Gregor: „Das Wichtigste ist, dass man nicht sofort aufgibt, wenn etwas nicht klappt. Dafür ist aber auch das Team da, das einen ermutigt, immer wieder aufzustehen und weiterzumachen.“ Blaue Flecken und Zerrungen durch direkten Körpereinsatz und Stürze tun zwar weh, aber der Spaß überwiegt den Schmerz.
Ob sexy Outfits beim Roller Derby ein Muss sind? „Nein“, stellt das Ruhrpott-Roller-Girl klar, „wir spielen nicht immer im Minirock und Netzstrumpfhose. Wer mag, kann das natürlich tun und das ist dann genauso wie unsere Derbynamen ein Teil der Spaßkultur, die diesen Sport so besonders macht“. Das oftmals auffällige Styling ist eher ein Indikator für die enge Verbindung zum Punk und der sogenannten Riot-Grrrl-Bewegung. „Es geht beim Roller Derby eher darum, jemand anderes sein zu dürfen und Fähigkeiten an sich zu entdecken, die im normalen Alltag vielleicht gar keinen Platz finden.“, erklärt Gregor.

Hier sehen Sie die Ruhrpott Roller Girls beim Training:

Erfolgreiche Do-It-Yourself-Organisation zahlt sich aus

Bevor 2015 die Bundesliga in Zusammenarbeit ausgewählter deutscher Mannschaften und dem Deutschen Rollsport und Inline-Verband e.V. (DRIV) ins Leben gerufen wurde, mussten die Vereine gemäß dem Motto „Selbst ist die Frau“ vieles eigenständig organisieren. Sogar die erste Deutsche Meisterschaft in Berlin wurde 2010 von den Berlin Bombshells eigenständig auf die Beine gestellt. In der ersten Bundesliga treten nun die fünf erfolgreichsten deutschen Vereine gegeneinander an. Den Startschuss gaben 2015 die Bear City Roller Derby, Dresden Pioneers, Harbor Girls, RuhrPott Roller Girls und die Stuttgart Valley Rollergirls. Auf internationaler Ebene findet alle drei Jahre die Roller Derby-Weltmeisterschaft – kurz RDWC – statt. Austragungsorte waren bisher Toronto (2011) und Dallas (2014). Für die Ruhrpott Roller Girls beginnt die nächste Saison im April. Die Frauen freuen sich schon auf die kommenden Spiele, die sogenannten Bouts. Eine Übersicht der geplanten Spiele für 2016 finden Sie hier.

Lust die Frauen in Action zu sehen?

Am 30.01.2016 findet in Hannover das RDD Bundesliga Spiel „Game of Bones“ statt. Dann treten die Demolition Derby Dolls (Hannover) gegen das Barockcity Rollerderby A-Team (Ludwigsburg) an. Die Karten für den Bout kosten 4 bis 5 Euro.

Für alle Roller Derbies und Interessierten findet vom 28.-31.01.2016 in Berlin die 7. European Roller Derby Organizational Conference (EROC) statt. In gemeinsamen Workshops und Sessions werden hier wichtige, organisatorische Punkte rund um den Sport und Wettkampf besprochen.

Sie wollen auch mal europäische Teams auf der Rollbahn anfeuern? Dann haben Sie am 06.02.2016 in Wien die Chance dazu, wenn die Vienna Roller Derby gegen die Ingles de Acero aus Barcelona an den Start geht.

Auch die Riot Rollers (Darmstadt) müssen im Rahmen der RDD Bundesliga nochmal auf die Bahn. Am 08.05.2016 findet dann das Spiel gegen die Sucker Punch Rollergirls (Nürnberg) in Darmstadt statt. 


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