Nabburger Tor

Zu Besuch in Amberg in der Oberpfalz

Das Gelbe vom Altstadt-Ei

Ein deutscher König wurde in Amberg geboren, ein böhmischer König bei oder in, jedenfalls wurde dort getauft und hat einen Teil seiner Kindheit in der Stadt verbracht. Über mehrere Jahrhunderte war sie der zentrale Ort im “Ruhrgebiet des Mittelalters”. Die in großen Teilen erhaltene Stadtbefestigung umschließt die romantische Altstadt beinahe noch vollständig. Der Stadtgraben wurde zu einer Parkanlage, in der Bayerischen Gewehrfabrik produziert heute der Weltmarktführer für Druckluftwerkzeuge und in der ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Kaserne ist die Technische Hochschule Ostbayern eingezogen. Wir haben die prosperierende Stadt in der Metropolregion Nürnberg für Sie besucht.

Amberg – Eine wirtschaftlich starke Stadt mit hohen Freizeitwert

Das 42.000 Einwohner zählende Amberg liegt 60km östlich von Nürnberg an der Autobahn A6 Nürnberg-Prag und an der Bahnlinie Nürnberg-Schwandorf. Der öffentliche Nahverkehr ist in den Verkehrsverbund der Frankenmetropole eingebunden. Die größten Arbeitgeber sind die Siemens AG, die börsennotierte Grammer AG mit Sitz in Amberg, die Nachtmann Bleikristall GmbH und die ehemals staatliche Luitpoldhütte AG, heute Tochterunternehmen eines russisches Maschinenbaukonzerns. Das Gebäude der Glasfabrik, die Glasmacherkathedrale, ist das letzte Werk des Bauhaus-Architekten Walter Gropius und ein überregional bedeutendes Einzeldenkmal.

Die Stadt liegt am Schnittpunkt der Landschaften Oberpfälzer Hügelland und Oberpfälzer Jura. Der Naturpark Hirschwald, das ehemalige kurfürstliche Jagdgebiet, reicht bis an die Stadtgrenzen heran. Das Oberpfälzer Seenland ist mit dem PKW keine 20 Minuten entfernt. In der Nachbargemeinde Hirschau liegt mit dem Monte Kaolino der höchste Sandberg Europas. Er ist Austragungsort internationaler Sandski- und Sandbord-Meisterschaften. Die Stadt selbst besitzt mit dem Kurfürstenbad ein Ganzjahresbad und mit dem Hockermühlbad ein Freibad in parkähnlicher Anlage. Von Freeclimbing bis Plantschen: Für Aktive hat Amberg einen unschätzbar hohen Freizeitwert. Wenn Sie jetzt schon neugierig geworden sind: Wir haben das für Sie passende Hotel in Amberg.

Mariahilfberg und Wallfahrtskirche Maria Hilf

Den schönsten Blick über die Altstadt gewinnt man vom Mariahilfberg aus. Die wenigen Meter Höhenunterschied genügen am Faschingsdienstag 2015, dass rund um die Wallfahrtskirche noch 10cm Schnee liegen, während in den Parks der Stadt nur noch einige weiße Flecken der Sonne trotzen. Von der Terrasse der Bergwirtschaft zeigt sich Stadt von der allerbesten Seite. Deutlich erkennbar ist das Ei, wie die Amberger die Altstadt wegen ihrer charakteristischen Form nennen. Von Frühjahr bis Herbst herrscht hier auch wochentags reger Freiluftbetrieb. Im Winter lockt die gutbürgerliche Küche in die Stube der Anfang des 18. Jahrhundert errichteten Wirtschaft.

Eine monumentale Treppenanlage führt hinauf zum Hauptportal der Wallfahrtskirche Maria Hilf. Zwei der bekanntesten Künstlerfamilien des bayerischen Barock waren am Bau maßgeblich beteiligt: Von Wolfgang Dientzenhofer stammen die Pläne zum Bauwerk, Cosmas Damian Asam zeichnete für die Deckenfresken verantwortlich. Der Stuck geht auf den Italiener Giovanni Battista Carlone zurück. Die Kirche steht auf dem Areal der Burg Amberg. Die jährlich um den katholischen Feiertag Maria Heimsuchung (2. Juli) herum stattfindende Bergfestwoche zieht regelmäßig tausende von Besuchern an.

Sehenswertes in der Altstadt

„München seyn die schönst, Leipzig die reichist, Amberg die festeste Fürstenstatt“ berichtet eine alte Chronik. Tatsächlich sollte jeder Besucher von Amberg einmal aus dem Stadtgraben hinauf geschaut haben zur gut erhaltenen Stadtmauer und ihren Wehrtürmen. Auch wenn im Mittelalter der Graben noch tiefer war, man kann nachvollziehen, warum bis ins 18. Jahrhundert hinein kein Feind ernsthaft einen Angriffsversuch gestartet hat. Sehenswert sind auch die vier mächtigen Stadttore. Das fünfte Stadttor ist die Amberger Stadtbrille, die den Wasserweg über die Vils bewachte. Zugleich war es ein geschützter Verbindungsweg zwischen dem kurfürstlichen Schloss und dem Zeughaus. Beide Gebäude sind vorbildlich saniert und werden als Amtsgebäude genutzt. Der Barockgarten im Zeughaus ist jederzeit für die Öffentlichkeit zugänglich.

Die alte Veste an der Vils in der Nähe der Basilika St. Martin ist das Geburtshaus des römisch-deutschen König Rupprecht. Schräg gegenüber vor dem Klösterl steht das lebensgroße Standbild eines anderen gekrönten Hauptes, der eng mit Amberg verbunden war: Der in der Oberpfalz geborene Kurfürst Friedrich V. war für kurze Zeit als Friedrich I. König von Böhmen. Auf dem Marktplatz erinnert der Hochzeitsbrunnen an die Vermählung von Pfalzgraf Philipp mit Margarete von Bayern-Landshut im Jahr 1474. Die Feierlichkeiten waren Vorbild für die heute viel bekanntere “Landshuter Hochzeit”.

Kirchenmacht und Bürgerstolz

Aus der Luft kann man heute noch genau die Areale der einstigen Klosterhöfe erkennen. Paulaner, Franziskaner, Jesuiten und später die Malteser waren in der Fürstenstadt begütert. Um ein Gefühl für die Ausmaße zu bekommen, hilft ein Besuch des westlichen Teils der Altstadt. Der Konventbau der Jesuiten, nach Verbot des Ordens von den Maltesern übernommen, zieht sich quer von einer Stadtmauerseite zur anderen. Beachtenswert und kulturhistorisch interessant sind die Fresken in der ehemaligen Jesuitenkirche, die sich zum Teil mit dem Wirken der Jesuiten in Amerika befassen. Nur ein kleiner Teil des Geländes dient heute noch kirchlichen Zwecken. Sonst ist dort unter anderem die staatliche Provinzialbibliothek untergebracht, während die Klosterkirche der Franziskaner seit 1806 als Stadttheater dient. Die Brauerei mit Gasthof und Wirtschaftsgebäuden wurde verkauft. Die Tradition führt die Brauerei Bruckmüller fort. Das Paulanerkloster dient heute als Amtsgericht. Die Kirche fand zunächst als Militärkirche der Amberger Garnisionskirche Verwendung und gehört heute der evangelischen Kirchengemeinde.

In der Residenzstadt waren dem bürgerlichen Selbstbewusstsein lange enge Grenzen gesetzt. Das kurfürstliche Schloss war eine Zwingburg, um die nicht selten recht aufmüpfigen Amberger unter Kontrolle zu halten. Einmal vermauerten die Amberger gar den Zugang zum Schloss. Dass Bürgertum und Adel ihren Reichtum trotzdem gerne zur Schau gestellt haben, kann man während des Flanierens durch die weitläufige Fußgängerzone erkennen. Neben den üblichen Ladenketten behaupten sich immer noch erstaunlich viele alteingesessene Geschäfte. Amberg konnte sich erfolgreich als Einkaufsstadt in der Region positionieren, was sich in der auch wochentags belebten Innenstadt zeigt. Zwischen dem Einkaufsbummel locken Cafés Einheimische und Gäste. Im Café Zentral wagte sich vor einigen Jahren Hollywood-Größe Nicolas Cage, zwischenzeitlich Besitzer von Schloss Neidstein, an die Spezialität „saure Zipfel“.

Kunst und Kultur

Das kulturelle Leben bereichert die Künstlervereinigung A.K.T. mit ihren Initiativen ebenso wie die Städtische Galerie mit wechselnden Ausstellungen. Einmalig in Europa dürfte das Luftmuseum sein, durch das sich Amberg augenzwinkernd zum Luftkunstort erhoben hat. Für einen Besuch im Stadtmuseum mit Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung München sollte man sich wegen dessen Ausmaßen ruhig mehrere Stunden Zeit nehmen. Die Stadt leistet sich zwar kein eigenes Theaterensemble, es finden jedoch regelmäßig Gastspiele statt. Die Uhr für die beiden Kinos als Lichtspielort ist wohl abgelaufen, nachdem im Frühjahr 2015 die Eröffnung eines innenstadtnahen Multiplexkinos geplant ist. Die architektonisch interessanten Kinos aus den 1930er und 1950er Jahren sollen aber als Event-Location eine zweite Chance erhalten.

Alle Fotos: Matthias Süß / HOTEL DE

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Von am 18.02.2015 unter Destinationen veröffentlicht.