„Seit 1964 Tor zur Welt. InterContinental Wien“
Eines der schönsten Bücher Österreichs im Jahr 2014
Es ist auch offiziell 2014 eines der schönsten Neuerscheinungen auf dem österreichischen Buchmarkt: „Seit 1964 Tor zur Welt. InterContinental Wien“. Das Cover zeigt sich im bronzefarbenen Karton mit eleganter Seifenschrift im Tiefdruck. Der Inhalt ist ebenfalls edel aufgemacht. Vor allem die großformatigen Schwarz-Weiss-Aufnahmen wissen die Augen des Lesers zu locken. Wären die abgedruckten Geschichten nicht so unterhaltsam, wäre das Buch schon alleine als Bildband eine Empfehlung.
Für viele außerhalb der österreichischen Landesgrenzen dürfte der erste Teil des Buchtitels verwirrend sein. Um diesen zu verstehen, muss sich die Situation im Wien der 1960er Jahre vor Augen geführt werden: Die Kriegsschäden waren noch gegenwärtig. Der Eiserne Vorhang knapp 50km von Wien trennte die Donaumetropole von ihrem natürlichen Hinterland. Über Jahrhunderte war die Metropole Zentrum eines Imperiums. Wie sehr sich diese Vergangenheit bis ins Heute auswirkt zeigt der Umstand, dass erst im Wien des Jahres 2014 ein zentraler Hauptbahnhof eingeweiht wurde. Zuvor waren es vier große Bahnhöfe, für jede Himmelsrichtung einer. Alle Wege führten eben nach Wien, die Züge auch.
In dieser Gefühlslage, einer Mischung aus einer Sehnsucht nach vergangener Größe und dem Zwang sich modern neu erfinden zu müssen, wurde der Schlachtruf „Wien muss wieder eine Weltstadt“ werden geboren. Die Tür zur Welt hatte Mitte der 1950er Jahre der Großflughafen Schwechat aufgestoßen. Jetzt musste noch die Voraussetzung geschaffen werden, damit die Welt Wien betreten konnte. Das InterContinental Wien, damals im Besitz der Fluggesellschaft Pan American Airways, versprach dies und konnte dieses Versprechen auch halten.
Das Buch zum 50. Eröffnungsjubiläum des InterContinental den Leser mit auf eine Zeitreise. Anekdotenhaft und nie langweilig erzählt es die Entwicklung des Hotels immer im Zusammenhang mit der Entwicklung Wiens im Allgemeinen. Es ist ein äußerst unterhaltsames Geschichtsbuch, wenn man es liest – der ein schmucker Bildband, wenn man nicht die Texte, sondern das Augenmerk auf die Bilder richtet. Eine unbedingte Kaufempfehlung ist das im Werk es so oder so.
Bildrechte Nachtaufnahme: Intercontinental Wien • Cover: Amalthea Signum
Von Biljana Beader am 9.07.2015 unter Destinationen, Hotel und Reise veröffentlicht.
